Der Todestag des Lokalhistorikers Karl Heuson jährte sich am 16. Januar 2013 zum 60. Mal und war Anlass für eine Ausstellung zu seiner Person und zu seinen Mitstreitern.

Begleitheft zu "Wie das Museum zu seinem Namen kam" als PDF

Als der Geschichtsverein am Anfang des letzten Jahrhunderts gegründet wurde, stand vor allem das Sammeln von Objekten im Vordergrund. Dabei spielte es keine Rolle, ob die Objekte aus dem Büdinger Land kamen oder als Geschenk oder Tauschobjekt aus ganz anderen Regionen. Wichtig war den ersten Museumsleitern Geschichte zu zeigen, erlebbar zu machen und möglichst viel Unterschiedliches zu präsentieren. Die Erforschung der Dinge stand erst an zweiter Stelle. So gibt es im Inventar des Museums zum Beispiel altsteinzeitliche Werkzeuge aus französischen Höhlen, steinzeitliche Geweihwerkzeuge vom Bodensee oder Steinpfeilspitzen von nordamerikanischen Indianern. Alle diese Gegenstände können zur Geschichte in und um Büdingen nichts beitragen.

Heute wünscht man sich bei so manchem Ausstellungsstück, dass eine bessere Zuordnung möglich wäre, weil Sammeln und Bewahren nur ein Teil der Forschung ist. Es ist gerade für archäologische Funde wichtig, wo und in welchem Kontext sie gefunden wurden, um sie richtig datieren zu können. Andererseits wäre so Manches für immer verlorengegangen, wenn nicht Karl Heuson und seine Mitstreiter es in der Museumssammlung bewahrt hätten. Sie haben auch viele Baudenkmäler beschrieben, die heute gar nicht mehr oder nur schlecht erhalten sind. Und eins darf man nicht vergessen: Viele der wissenschaftlichen Methoden, die uns heute zur Verfügung stehen, gab es damals noch nicht.

 

Karl Heuson
Bild: Stadtarchiv Büdingen

Karl Heuson

Geboren am 24.11.1868 in Wenings, gestorben am 16.01.1953 in Büdingen.

Auf den Besuch der Volksschule folgt eine Ausbildung im Friedberger Lehrerseminar. Nach dem Abschluss 1888 erhält er mehrere kurze Anstellungen an verschiedenen Schulen, von 1894 - dem Jahr, in dem er heiratet - bis 1901 hat er seine erste längere Anstellung in Obermoos (Kreis Lauterbach). In dieser Zeit beginnt Karl Heuson seine Studien in den Archiven von Ortenberg, Büdingen, Birstein und Gedern. Das Archiv Stolberg-Gedern hat er selbst geordnet. In Gedern bekommt er auch Kontakt zum Kaufmann Dieffenbach, der ein privates Heimatmuseum betreibt.

Nach vier weiteren Jahren in Frischborn (Kreis Lauterbach) tritt er 1905 eine Stelle in der einklassigen Schule in Lorbach an, die er bis zu seiner Pensionierung 1932 behält.

Karl Heuson ist Herausgeber der Reihe „Heimatkunde, Kreis Büdingen“, der erste Band erscheint 1914. Außerdem ordnet er von 1910 bis 1924 einen großen Teil der Gemeindearchive im Altkreis Büdingen. Ab 1914 ist er Kreisurkundenpfleger für den Kreis Büdingen. In den 20er und 30er Jahren nimmt er an zahlreichen Ausgrabungen teil, unter anderem auf dem Glauberg.

Mitglied des Büdinger Geschichtsvereins ist er ab 1907, von 1936 bis 1949 leitet er den Verein als 1. Vorsitzender.

Nachdem die Sammlung des Büdinger Geschichtsvereins von 1906/7 bis ca. 1918 nur zeitweise, unter anderem im Wolfgang-Ernst Gymnasium und in der Stadtschule in der Brunostraße, ausgestellt war, bekommt sie um 1930 das erste Mal einen Ausstellungsraum im 1. Obergeschoss des alten Rathauses. 1935 werden im Dachgeschoss des Gebäudes drei Räume als „Heimatmuseum“ hergerichtet. Treibende Kräfte dafür sind Georg Fendt, Peter Nieß, Bürgermeister Emil Diemer und Karl Heuson. Für ihn wird bei der Einweihung am 23.11.1935 eine Gedenktafel als Anerkennung für seine unermüdliche Arbeit enthüllt.

Schon bald ist klar, dass die Räume im Rathaus zu klein sind. Das baufällige Haus Kaiser wird 1938 abgerissen. An seiner Stelle entsteht ein Fachwerkbau, der als Museum dienen soll. Das Haus erhält bei seiner Einweihung 1940 den Namen „Karl-Heuson-Museum“.

Rechts das ehemalige Karl-Heuson-Museum, heute „Kajüte“
Foto: Joachim Cott

Auch die Museumssammlung leidet unter dem 2. Weltkrieg. Ausgelagerte Bestände gehen durch schlechte Lagerung oder Diebstahl verloren. 1945 werden Wohnungssuchende im Museum einquartiert, allerdings nur in zwei Räumen. Ursprünglich sollte das ganze Haus geräumt werden, das konnte Karl Heuson verhindern. Die restlichen Räume werden weiterhin als Museum genutzt. Erst 1947 kann der Büdinger Geschichtsverein wieder das ganze Haus nutzen.

Zu seinem 80. Geburtstag wird Karl Heuson Ehrenbürger von Büdingen. Er ist außerdem Ehrenbürger von Wenings und Ehrenmitglied des Historischen Vereins für Hessen. Die Führung des Geschichtsvereins gibt er wegen seines Alters ab, er redigiert ab 1951 dafür aber die Wiederauflage der „Büdinger Heimatblätter“.

Den erneuten Umzug des Museums erlebt er nicht mehr. Von 1969 bis 1971 wird das „Alte Rathaus“, das über viele Jahre der Sitz der Stadtverwaltung war, umgebaut und saniert, zeitgleich das Karl-Heuson-Museum geräumt und verkauft.  Die Bestände werden zum Teil in der alten Schule in Wolferborn untergebracht.

1971 wird das Erdgeschoss des „alten Rathauses“, die ehemalige Markthalle, als erstes Regionalmuseum Hessens eröffnet. 1975 wird das ganze Haus Museum und heißt bis heute „Heuson-Museum“, zu Ehren von Karl Heuson.

Wichtige Publikationen:

  • Heimatkunde vom Großherzogtum Hessen, Nr. 10, Kreis Büdingen, 1914
  • Ortenberg, Burg, Stadt und Landgericht unter der Linde, 1927
  • Geschichte des Gerichts Wenings
  • zusammen mit Peter Nieß: Büdingen, seine Geschichte und Denkmäler, 1927.

 

Peter Nieß
Bild: Stadtarchiv Büdingen

Peter Nieß

Geboren am 04.02.1895 in Rinderbügen, gestorben am 21.08.1965 in Büdingen.

Nach dem Abschluss der Volksschule arbeitet Peter Nieß im Baugewerbe und macht 1915 seine Staatsprüfung an der Bauschule in Bingen. Nach nur einmonatiger Berufstätigkeit wird er zum Wehrdienst eingezogen und dient bis 1918 an der West- und der Ostfront. Nach Kriegsende arbeitet er als Baupraktikant im Staatsbauamt Büdingen, 1920 heiratet er.

1921 legt er eine weitere Staatsprüfung für die mittleren Stellen des hessischen Staatsbauwesens ab. Durch verschiedene Weiterbildungen macht er eine Fortbildung zum Lehrer und beginnt 1922 seine Tätigkeit an der Gewerbeschule in Büdingen, die er während des 2. Weltkriegs nur kurz unterbrechen muss und bis zu seiner Pensionierung 1960 fortsetzt. Er scheidet schon 1940 aufgrund eines Gallenleidens aus der Wehrmacht aus. Außerdem unterrichtet er von 1960 bis 1963 in der Berufsaufbauschule.

Ab 1926 ist Peter Nieß Vorstandsmitglied des Büdinger Geschichtsvereins, den er von 1955 bis zu seinem Tod 1965 als 1. Vorsitzender führt. Er redigiert nach Karl Heusons Tod die „Heimatblätter für den Kreis Büdingen“ und ruft 1957 die „Büdinger Geschichtsblätter“ ins Leben, die bis heute erscheinen. Nach der Gründung des Büdinger Verkehrsvereins 1926 ist er dort von 1927 bis 1939 1. Vorsitzender.

Er ist Mitbegründer der „Vereinigung für Heimatforschung in Vogelsberg, Wetterau und Kinzigtal“ und arbeitet für die Denkmalpflege. Während des 2. Weltkriegs zeichnet und vermisst er sämtliche historischen Bauten von Büdingen.

Peter Nieß richtet das Museum auf der Ronneburg und das Schlossmuseum in Ortenberg ein. An beiden Orten gräbt er auch aus. Nach Karl Heusons Tod 1953 betreut er das „Karl-Heuson-Museum“. Er nimmt an mehreren anderen Ausgrabungen teil, zum Beispiel auf dem Glauberg, an der Remigiuskirche in Büdingen, in Aulendiebach und im Bereich der Burg Bracht. Für seinen Einsatz für die Denkmalpflege wird er 1964 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, an seinem 70. Geburtstag wird er Ehrenbürger von Büdingen. Peter Nieß veröffentlicht zahlreiche Artikel auf dem Gebiet der Heimatforschung. Vieles bleibt durch seinen plötzlichen Tod aber unpubliziert.

Wichtige Publikationen:

  • zusammen mit Karl Heuson: Büdingen, seine Geschichte und Denkmäler, 1927
  • 700 Jahre Ronneburg, 1987 noch einmal aufgelegt
  • Fachwerkbauten im Büdinger Land, Sonderdruck aus: Kreis Büdingen, Wesen und Werden, Band I, 1956

 

Hans-Velten Heuson
Bild: Stadtarchiv Büdingen

Hans-Velten Heuson

Geboren am 19.07.1926 in Wenings, gestorben am 14.09.2002 in Büdingen.

Nach dem Abschluss der Volksschule Besuch des Wolfgang-Ernst-Gymnasiums.  Wegen seines Kriegsdiensteinsatzes im 2. Weltkrieg ab 1943 und Kriegsgefangenschaft bis 1946 macht er sein Abitur 1946 mit einer Sonderregelung.

Von 1947 an Ausbildung und Beschäftigung in den Berufen Zimmermann, Schreiner und Elektromonteur, sowie Beginn eines Jurastudiums. Schon seit dieser Zeit arbeitet er ehrenamtlich als Büdinger Stadtführer und Museumsführer im nach seinem Großvater benannten Karl-Heuson-Museum.

1952 heiratet er. Ab 1958 beginnt er eine Pädagogikausbildung, die er 1960 und 1964 abschließt. Von 1960 bis 1988 unterrichtet er an verschiedenen Schulen. 

Ab 1958 ist er Vorstandsmitglied des Büdinger Geschichtsvereins. Von 1965 bis 1997 leitet er ehrenamtlich das Stadtarchiv Büdingen und arbeitet als Denkmalpfleger für die Stadt Büdingen und für das Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Außerdem ist er in den 60er bis 80er Jahren Mitglied in zahlreichen Denkmal-Gremien.

Er forscht viel über die Stadt Büdingen und das Büdinger Land, die Remigiuskirche war ihm dabei besonders wichtig.

Für seinen ehrenamtlichen Einsatz wird er mehrfach ausgezeichnet. 1979 erhält er den Ehrenbrief des Landes Hessen, 1984 das Bundesverdienstkreuz am Bande und 1993 wird er Ehrenbürger von Büdingen.

Wichtige Publikationen:

  • Büdingen, 1974
  • Büdingen – Bilder erzählen aus der Vergangenheit, 1988
  • Büdingen – romantisches Mittelalter, 1989

 

Walter Nieß
Bild: Joachim Cott

Walter Nieß

Geboren am 14.03.1921 in Büdingen, gestorben am 29.11.2009 ebenda.

Walter Nieß, der Sohn von Peter Nieß, beginnt 1940 nach dem Abitur eine Lehre im Staatlichen Forstamt. Von 1941 bis 1945 dient er im 2. Weltkrieg und kann so erst ab 1946 Forstwirtschaft studieren. Nach dem Diplom 1949 beginnt er seinen Dienst in der fürstlich Ysenburg- und Büdingschen Forstabteilung. Er heiratet 1950. 

1954 macht er seinen Doktor und steigt bis zum Forstdirektor auf. Schon vor seinem Ruhestand 1981 verfasst er Publikationen zu zahlreichen Themen, besonders zum Forst und Gebäuden in und um Büdingen.

Wichtige Publikationen:

  • Forst- und Jagdgeschichte der Grafschaft Ysenburg und Büdingen, 1974
  • Wilderei im Büdinger Wald 1975, erweiterte Neuauflage Geschichtswerkstatt Büdingen (GWB), 2007
  • Hexenprozesse in der Grafschaft Büdingen, 1982
  • Heiler und Hexen in der Grafschaft Büdingen, 1999
  • Büdingen - Stadt und Grafschaft im Aufbruch der Renaissance, Greiserdruck Raststatt, 2004
  • Die Ronneburg, GWB, 2006
  • Zur Entstehung von Büdingen, GWB, 2006
  • Das Steinerne Haus, Büd. Häusermonografie I, GWB, 2006
  • Burgmannenhäuser der Schlossgasse, Büd. Häuserm. II, GWB, 2007
  • Die Marienkirche in Büdingen - Gestern und Heute, GWB, 2007
  • Die Büdinger Altstadt, Büd. Häuserm. III, GWB, 2009
  • Die Herrgottskapelle vor Büdingen, GWB, 2009