Die Ausstellung ging den Ursachen und Motiven nach, die die Menschen bewegt haben, ihre Heimat zu verlassen und gab einen Überblick über die Auswanderungswellen an den Beispielen Russland (Wolga) nach 1763, Nord- und Südamerika (Brasilien) im 19. Jahrhundert und schloss somit thematisch an die Ausstellung „Das Toleranzpatent von 1712 - Glaubensfreiheit und Handwerkskunst“ an, die bis zum 09. September 2012 zu sehen war.
Im 18. und 19. Jahrhundert war die Auswanderung eines der großen Probleme in ganz Deutschland. Auch das Büdinger Land erlebte mehrere Auswanderungswellen. Die Ausstellung geht den Ursachen und Motiven nach, die die Menschen bewegt haben, ihre Heimat zu verlassen und gibt einen Überblick über die Auswanderungswellen an den Beispielen Russland (Wolga) nach 1763, Nord- und Südamerika (Brasilien) im 19. Jahrhundert und schließt somit thematisch an die Ausstellung „Das Toleranzpatent von 1712 - Glaubensfreiheit und Handwerkskunst“ an, die bis zum 09. September 2012 zu sehen war.
Wanderten bereits 1709 mindestens 21 Untertanen aus dem Marienborner Land nach Amerika aus, so verstärkte sich dieser Trend in den folgenden Jahren, da das das Büdinger Land oft nur eine Durchgangsstation für Migranten war. Die Ursache lag u.a. in Konflikten mit der Herrschaft, da die zugezogenen Glaubensflüchtlinge teilweise auch in der einheimischen Bevölkerung missionierten.
Ein Schwerpunkt der Ausstellung war das Nachvollziehen der gemeinsamen Auswanderung ganzer Dörfer, ein Phänomen, das gerade im Büdinger Land ausgeprägt war. Pferdsbach und Wernings dienten hier als Beispiele für Dörfer, die vollständig von der Landkarte verschwunden sind.
Begleitend zur Sonderausstellung erschien das Buch „Aufbruch zu fremden Ufern - Auswanderung aus dem Büdinger Land“, mit Beiträgen von Dr. Klaus-Peter Decker (Auswanderungsbewegungen aus dem Büdinger Land im 18. und 19. Jahrhundert), Hans Erich Kehm (Wernings und seine wechselvolle Geschichte), Rodrigo Trespach (Auswanderer aus dem heutigen Wetteraukreis nach Südbrasilien 1825-1830) und Listen der Auswanderer aus allen Büdinger Stadtteilen vom Stadtarchiv.
Das Buch zur Ausstellung: Aufbruch zu fremden Ufern - Auswanderung aus dem Büdinger Land
Der Büdinger Historiker Dr. Klaus-Peter Decker behandelt in einem ausführlichen Beitrag zur „Auswanderungsbewegungen aus dem Büdinger Land im 18. und 19. Jahrhundert“ u. a. die Auswanderung an die Wolga und nach Amerika und erklärt die Hintergründe und Motive der verschiedenen Auswanderergruppen. Ein Schwerpunkt seines Beitrags ist die gemeinsame Auswanderung ganzer Dörfer am Beispiel von Wernings und Pferdsbach, aber auch das Scheitern des Auswanderungsversuches, wie im Fall Michelau. Den Abschluss bilden Namenslisten von Auswanderern aus Büdingen nach Ungarn, Dänemark und Amerika.
„Wernings und seine wechselvolle Geschichte“ ist durch einen Beitrag von Hans Erich Kehm vertreten. Der Weningser ist unter Geschichtsinteressierten für seine Vorträge und Führungen bekannt und hat 2011 ein 376 Seiten starkes Buch über seine Heimatstadt geschrieben.
Von Rodrigo Trespach aus Osório, Brasilien, stammt der Artikel „Auswanderer aus dem heutigen Wetteraukreis nach Südbrasilien 1824-1830“. Diese Abhandlung enthält auch seine eigene Familiengeschichte, denn die Familie Dressbach stammt aus Büdingen-Calbach und wanderte 1825 nach São Leopoldo aus. Ein Auswandererverzeichnis ist beigefügt. Rodrigo Trespach ist Mitarbeiter der Zeitschrift National Geographic Brasil und Korrespondent für die Deutsche Zeitung für Süd-Brasilien. Er forscht seit 1996 über deutsche Auswanderer und ihre Nachkommen in Südbrasilien und hat zu diesem Thema zwei Bücher geschrieben.
Den Abschluss des Buches bilden Auswandererverzeichnisse aus dem Stadtarchiv für Büdingen und seine Stadtteile.
162 Seiten, Softcover, Fotos, 12,00 €
Weitere Bücher zum Thema:
Die Auswanderung von 1766/67 aus der Grafschaft Ysenburg-Büdingen nach Russland
Soziale und wirtschaftliche Hintergründe anhand ausgewählter Dokumente
Mit einer Namensliste der Emigranten aus der Grafschaft Ysenburg-Büdingen
Im Jahre 1766 wurden Büdingen und die Grafschaft Ysenburg in ein Migrationsgeschehen hineingerissen, das im europäischen Rahmen neue bevölkerungspolitische Maßstäbe setzte. Die weitreichenden Folgen wirken bis in unsere Gegenwart. Es handelte sich um eine große Zahl von Kolonisten aus vielen Territorien des Reichs, die der Anwerbung der russischen Zarin folgten. Die Einladung, die auf Plakaten und Handzetteln in Windeseile Verbreitung fand, wurde begleitet von einer sorgfältig geplanten Werbestrategie, einer in dieser Form bisher nicht gekannten Organisation und Logistik und einer durchdachten Ansiedlungspolitik in den Steppengebieten der mittleren Wolga.
Zur Erinnerung an das Büdinger Geschehen vor 250 Jahren bringt er in seinem neuen Werk nun eine Abfolge aussagekräftiger Quellen zum Sprechen. Die Originaldokumente aus diversen Archiven beleuchten den Unterbau der kleinen Ysenburger Territorien, die demographischen Verhältnisse, sozialen Bedingungen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Damit machen sie dem heutigen Leser das Auswanderungsgeschehen verständlicher und es werden auch Einblicke in das System der Verwaltung bis zur örtlichen Ebene und den Umgang der Behörden und Amtspersonen untereinander möglich.
Dafür wurden insgesamt 18 beispielhafte Schriftstücke und Aktenvorgänge ausgewählt. Darunter finden sich Verordnungen der Obrigkeit, um den Prozess der Auswanderung zu unterbinden oder doch in geregelte Bahnen zu lenken, Verfügungen gegen illegales „Entweichen" und Erlasse über die Regulierung von Schulden und Ausständen. Außerdem sind Bittschriften auswanderungswilliger Untertanen mit der Schilderung ihrer prekären Lage und mehrere besonders aussagekräftige Verhörprotokolle aufgenommen worden. Einzelakten wie die des Schulmeisters Pauli aus Hellstein, Auszüge aus Büdinger „Suppliken-Protokollen" (Bittschriften) mit der Behandlung der Abzugsgesuche, schließlich einige Beispiele aus dem Schriftverkehr mit Behörden benachbarter Herrschaftsbereiche runden das Bild ab. Eingefügt sind diese Originaldokumente in einen erklärenden Text, der u.a. die territoriale und politische Ausgangslage definiert.
Einen wichtigen Teil der Veröffentlichung bilden die Listen mit den Namen, Herkunftsorten, Berufen und Ehepartnern der 650 Auswanderer aus den Ysenburger Territorien. Sie stammen aus unterschiedlichen Quellenbeständen der Archive in Büdingen und Birstein sowie Fundstellen in der Literatur. Soweit bekannt, wird auch die Kolonie genannt, in die sie zogen. Danach folgt eine Auflistung mit den Namen von 20 neugeborenen Kindern der Auswanderer, die in Büdingen getauft wurden, ihren Eltern und Paten.
195 Seiten, Paperback, 16,00 €
Büdingen als Sammelplatz der Auswanderung an die Wolga 1766
Dokumente aus einer Zeit vor nicht einmal 9 Generationen bieten eine Fülle von Fakten und damit Recherchemöglichkeiten für die Ahnenforschung. Neu aufgenommen wurde das vollständige Heiratsregister der Trauungen, die in Büdingen stattfanden. 1766 erlangte Büdingen kurzzeitig Bedeutung im Felde europäischer Politik als einer der wichtigsten Sammelplätze der Massenauswanderung nach Russland. Nachdem Zarin Katharina die Große 1763 in einem Aufsehen erregenden Manifest zur Ansiedlung in neuen Kolonien an der Wolga einlud und dafür erhebliche Privilegien und Fördermittel versprach, zog es Tausende in die russischen Werbebüros. Der Reichstag und die großen Reichsstände aber reagierten mit drastischen Verboten, um eine „Reichsentvölkerung“ zu verhindern, so dass die Werber in kleinere Herrschaften ausweichen mussten.
Der Büdinger Landesherr, Graf Gustav Friedrich zu Ysenburg, duldete die Tätigkeit des zuvor aus Frankfurt ausgewiesenen Werbekommissars Facius – auch aus wirtschaftlichen Erwägungen. Hier nahmen daher zahlreiche der großen, militärisch organisierten Trecks ihren Ausgang, welche die Auswanderer und ihre Habe per Wagen und die Flüsse hinab nach Lübeck führten, um von dort die Reise über die Ostsee nach dem russischen Hafen Oranienbaum fortzusetzen, von wo aus die Menschen erst Monate später ihr Ziel an der Wolga erreichten.
Offizielle Akten über das Geschäft der russischen Kommissare, das sich an der Grenze zur Illegalität abspielte, haben aber - wohl bewusst - nicht überdauert. Daher musste das Geschehen in mühsamer Kleinarbeit aus zahlreichen Indizien rekonstruiert werden, wobei auch Fauerbach bei Friedberg, wo ebenfalls ein Werber tätig war, vergleichend betrachtet wird. Eine besonders wichtige Quelle bilden die im Heiratsregister der Büdinger Pfarrei vermerkten Kolonistentrauungen, denn von März bis Juni 1766 gaben sich in der Marienkirche 375 Paare das Ja-Wort. Dass nicht die oft unterstellte „Wanderlust“, sondern wirtschaftliche Not und soziale Zwänge vor allem junge Leute zur Emigration trieben, geht aus Personalakten hervor, die im Wächtersbacher Teil der Grafschaft akribisch zu den Auswanderungsgesuchen angelegt wurden.
Für manche russlanddeutsche Familie beginnt mit den Vorgängen von 1766 in Büdingen die eigene Familiengeschichte. Viele Menschen mit diesen Wurzeln, die aus den Nachfolgestaaten der UdSSR in den vergangenen Jahre wieder nach Deutschland kamen oder schon zuvor in alle Erdteile zerstreut wurden, treibt eine vage Erinnerung an die Herkunft aus dem hessischen Raum dazu, eine Antwort zu den Fragen ihrer Wurzeln in Büdingen zu suchen. Hierzu ist auch die neuere Forschungsgeschichte berücksichtigt.
Beigegeben ist eine sorgfältig geprüfte Liste mit den Namen der Kolonisten, die 1766 in Büdingen geheiratet haben, und - als Beispiel - eine Zusammenstellung von Daten der Auswanderer aus dem Ort Düdelsheim, die durch die Angaben über die Ankunft an der Wolga und die dortige Erstausstattung ergänzt werden, wie sie von Igor Pleve veröffentlicht wurden.
90 Seiten, Paperback, 14 Bilder, 10,00 €
Verbannt und ohne Heimat - Deutsche Auswanderer in Russland
Familiengeschichte und Lebenserinnerungen von Maria Reichert
Die Familien- und Lebensgeschichte Maria Reicherts, die sie für ihre Kinder aufgeschrieben hatte, sind ihre - sehr persönlichen - Erinnerungen an das Leben in der ehemaligen Sowjetunion. Sie sind aber zugleich exemplarisch für den Lebensweg vieler Deutschen ihrer Generation aus dem Gebiet der unteren Wolga.
Ende des 18. Jahrhunderts wanderten Maria Reicherts Vorfahren von Büdingen an die Wolga aus. Ihre eigenen Erinnerungen beginnen mit der Flucht ihrer Familie vor politischer Verfolgung. 1941 wurden sie in das Altai-Gebiet ausgesiedelt, zwei Jahre später kam sie als Siebzehnjährige für vier Jahre in das Arbeitslager Suchobeswodnaja. In den Gulags mussten die Internierten in eisiger Kälte beim Gleisbau, in Minen, im Steinabbau und als Holzfäller arbeiten. Hunderttausende der Internierten starben während der jahrelangen Strafgefangenschaft aufgrund harter Klima- und Arbeitsbedingungen, Mangelernährung und fehlender medizinischer Hilfe oder sie wurden erschossen.
Maria Reichert beschrieb ihre Erlebnisse im Lager und die Rückkehr in die Sondersiedlung Rubzowsk. Die Familien dort lebten in ärmlichsten Verhältnissen, hatten weder feste Häuser, noch Kleidung oder genug zu essen, doch ihr Elend sollte noch größer werden. Der Bruder wurde deportiert, Krankheiten und Tod trafen die Familie. Eindringlich schilderte sie ihre Suche nach einem menschenwürdigen Dasein ohne Hunger und Diskriminierung und ihren Weg von Sibirien über Kasachstan nach Lettland, von wo sie schließlich nach Deutschland ausreisen durfte.
128 Seiten, 19 Bilder, 12,00 €
Schiffspassage ohne Rückfahrticket - Geschichte der Auswanderer aus Gelnhaar
„Schiffspassage ohne Rückfahrticket“ bedeutete für die Gelnhaarer, die ihre Heimat verließen, eine Fahrt ins Ungewisse. Einen Weg zurück gab es nicht mehr, es zählte nur „nach vorne schauen“. Aller Besitz, vom Häuschen und der Felder bis zum Haushaltsgeschirr, wurde verkauft, um die Schiffspassage zu finanzieren. Mit nur sehr wenig Kapital begann der Neuanfang in Amerika und harte Arbeit war angesagt, doch das war man ja gewohnt. Natürlich brauchte man auch eine Portion Glück oder gute Freunde, die beim Neustart halfen. Doch hier lohnte sich die harte Arbeit, trotz Bürgerkrieg und Überfällen, die natürlich ein schwerer Rückschlag waren. Sie brachten es zu Wohlstand, der ihnen in der alten Heimat nicht beschieden war.
Renate Zyszk hatte sich nach dem Kontakt zu einigen, vor mehr als 150 Jahren in die USA ausgewanderten Gelnhaarern dazu entschlossen, deren Geschichte genauer zu untersuchen. Die Hamburger und Bremer Passagierlisten waren keine große Hilfe. Hier konnte sie nur wenige Gelnhaarer Auswanderer finden. Auch die Auswandererkartei des Staatsarchivs war nicht allzu ergiebig. Ergiebig dagegen waren die Militärunterlagen, die von den Bürgermeistern mit Kommentaren und Auswanderungsdaten versehen wurden, sowie Gerichtsakten, die auch Vollmachten der Erbberechtigten in den U. S. A. enthielten, aus denen ihr neuer Aufenthaltsort hervorging.
Was die Auswanderungen der Gelnhaarer nach Fort Smith in Arkansas betrifft, so waren die Unterlagen von Mrs. Mary Nell Euper sehr hilfreich und wurden zum Teil übersetzt übernommen. Ausgiebig mit Fotos und Unterlagen versorgt wurde Renate Zyszk durch den 99jährigen Ur-Enkel des Casper Reutzel, Charles, dem Ur-Ur-Enkel von Heinrich und Margarethe Mehmel, Joe Lorenz, dem Enkel von Heinrich Dick, Major David Arthur Dick. Auch dessen Cousine Dr. Marilyn Barr ließ ihr Fotos zukommen, sowie die Enkelin von Johannes Bauer, Mrs. Nancy Robertson.
69 Seiten, 58 Bilder, davon 10 Farbbilder, 9,00 €
Eine Spurensuche: Auswanderinnen nach Übersee 1945 – 1985
Das Archiv Frauenleben im Main-Kinzig-Kreis e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte und die Erinnerungen von Frauen zu sammeln, aufzubewahren und lebendig zu halten. Diese Sammlung von Erlebnissen von Auswanderinnen, die zwischen 1945 und 1985 ins außereuropäische Ausland gingen, soll dazu beitragen. Das Buch entstand aus einem Projekt zur Spurensuche nach Frauen, die in der Nachkriegszeit und während des Kalten Krieges ausgewandert sind. In den von Zeitzeuginnen verfassten Berichten gewähren diese Einblicke in ihre Erfahrungen. Das Beispiel der Kleinstadt Wächtersbach, die in dem Buch stellvertretend für so manche Gemeinde steht, zeigt eine erstaunlich hohe Zahl von Frauen die es wagten, weg zu gehen.
Zielländer der Frauen waren Argentinien, Australien, Chile, Mexiko und die USA. Alle Übersee-Auswanderinnen in dieser Sammlung kamen aus der hessischen Kleinstadt Wächtersbach und ihren Stadtteilen. Gemessen an den Einwohnerzahlen überrascht die große Zahl von Frauen, die im genannten Zeitraum weg gingen. Sie verließen eine Lebenswelt, in der jeder jeden kannte, auch wenn Weltkriegsflüchtlinge die Einwohnerzahl fast verdoppelt und die engen Beziehungen der Bevölkerung etwas gelockert hatten. Die Frauen erlebten, dass die soziale Kontrolle kleinstädtischer Verhältnisse noch weitgehend funktionierte. Wer den damals spektakulären Schritt der Auswanderung wagte, stieß somit auf rege Anteilnahme, positiv wie negativ.
Für das Projekt schrieben 16 dieser Frauen ihre Erfahrungen auf, Hinterbliebene steuerten Erinnerungen und Nachrufe bei. Die Lebensläufe sind vielfältig und bieten eine spannende Lektüre, die voller Unternehmungsgeist, Mut und Beharrlichkeit ist. Mit zahlreichen Fotos und einem einleitenden Artikel der Projektleiterin Renate Holzapfel, Kulturanthropologin und Migrations-Expertin, bietet das Buch einen fesselnden Beitrag zur Dokumentation der Geschichte von Frauen.
9,00 €
Sie erhalten die Bücher im Heuson-Museum
oder bei
Joachim Cott, Am Wildenstein 11, 63654 Büdingen
Telefon: 06042 952334 E-Mail: