Schlossgasse 2, „Neues“ Lautersches Haus
Walter Nieß:
Im Jahre 1702 ist der Büdinger Stammteil der Grafen von Ysenburg Besitzer aller vorgenannten Häuser. Der Graf gibt sie an seinen Rat Kirchner, mit der Auflage, die offenbar desolate Bausubstanz zu erneuern, worauf dieser die alten Fachwerkhäuser abbricht und ein für die damalige Zeit modernes Fachwerkhaus in Traufstellung erbauen lässt. Das Haus steht auf den alten Grundmauern der vorher hier vorhandenen Gebäude. Eine Inschrift am Haus erläutert diesen Vorgang, wobei wohl auch der alte Torbogen das Wappen des Amtsrates erhält. Im Jahre 1717 gibt Rat Kirchner den nun entstandenen „Wohnhof“ an Graf Ernst Casimir von Ysenburg zurück, darf jedoch wegen seiner Verdienste bis zu seinem Lebensende dort wohnen.
Neben dem „alten Lauterschen Haus“ an der Stadtmauer von Büdingen wird der Burgmannensitz der Herren von Büches erwähnt. Beide Familien haben mehrere verwandtschaftliche Beziehungen, die sich wohl auch im Besitz und in Erbschaften niederschlagen. Sie sind also auch als Urbesitzer eines der Gebäude in dieser Ansammlung alter Burgmannenhäuser an der Ecke der Schlossgasse anzusehen. Die Familie der Herren von Büches hat jedoch noch einen anderen Burgmannensitz in der Schlossgasse, den sie angeblich nach dem Abzug der Familie der Herren von Glauburg nach Frankfurt von diesen übernahm. Dieses Anwesen liegt östlich neben dem „Steinernen Haus“. Wie man aus den Zeichnungen der Straßenabwicklung der Schlossgasse-Süd und alten Bildern der Lutherischen Kirche erkennen kann, ist es ein Wohnhaus mit Scheunen und Ställen.
Das Gehöft Lauter ist immer ein Sitz Ysenburgischer Beamter und Amtmänner. Die Büdinger Zimmerleute des 18. Jahrhunderts stellen an diesem Haus ihr ganzes Können zur Schau. Da hier die gräfliche Forstverwaltung dahinter steht, kommt bei diesem Bau der allgemeine Holzmangel der Zeit nicht zum Ausdruck. Das Fachwerk wird aber wohl im 17./18. Jahrhundert durch Tiroler Maurer verputzt. Während der Herrschaft von Wolfgang zu Ysenburg-Büdingen und unter dem Einfluss der auflebenden Denkmalpflege, wird es im Jahre 1911 wieder freigelegt. Es ist dies das erste Büdinger Fachwerkhaus, das nach der allgemeinen Verputzperiode freigelegt wird. Diesem folgen weitere, um die ganze Pracht der Büdinger Fachwerkhäuser vorzustellen. Im Volksmund wird das vordere Haus gerne als „Lautersches Haus“ vorgestellt (Siehe auch: Dr. Walter Nieß, Die Herren von Lauter, in: „Geschichtsblätter für Stadt und Altkreis Gelnhausen“, 1992, 93, 94 (S. 51-288, Bild S. 238/39).
Quelle: Dr. Walter Nieß: Burgmannenhäuser der Schlossgasse, Büdinger Häuserbuch I. Band, Geschichtswerkstatt Büdingen 2007.