Schlossgasse 2, „Altes“ Lautersches Haus
Walter Nieß:
Nach der Kurve am Marstall des Schlosses befindet sich das Lautersche Haus. Das ursprüngliche Lautersche Haus liegt an der alten Stadtmauer, der Umfassungsmauer der Altstadt Büdingen. Es war offenbar mit einer Mauer umfangen und somit für sich allein zu verteidigen. Von den Mauern sind noch teilweise Reste erkennbar. Daran mag sich die Verteidigungsmauer des nächsten Burgmannenhauses angeschlossen haben, das der adeligen Burgmannen-Familie von Büches gehörte. Reste der Grundmauern sind im Hof heute noch sichtbar. Die rückwärtigen Mauern am Seemenbach bildeten dann den Anfang der ersten Büdinger Umfassungsmauer, der Südmauer, als Teil der späteren Altstadtbefestigung. Es war wohl erst ein einstöckiges, festes Steinhaus, daneben standen Funktionsbauten wie Ställe und Scheunen. Es gibt aber auch Hinweise, dass dieses Haus einen zweiten Stock hatte. Direkt vor dem Haus kann man noch die alte Brunnenumfassung sehen. Das Haus war höher gestellt, da man mit Hochwasser des Seemenbaches rechnen musste.
Das Lautersche Haus dient bis zum Jahr 1550 als Burgmannenhaus. Dann wird es allerdings von Graf Anton von Ysenburg-Ronneburg an die in Büdingen wohnende, reich begüterte Familie von Lauter, damals der Amtmann Gilbrecht von Lauter, für 400 Gulden in Frankfurter Währung verkauft. Zu dieser Zeit besteht das Gebäude aus einem engbrüstigen Fachwerkbau mit Giebelstellung zur Straße, unmittelbar am heutigen Tor. Zwischen diesem Haus und dem benachbarten Haus Wagner an der ehemaligen Kinderschule (Schlossgasse Nr. 8) steht ein weiteres, dazu gehörendes Anwesen. Dies ist ebenfalls ein Fachwerkbau, der 1550 von zwei Handwerksmeistern bewohnt wird. Diesen Bau kauft Graf Anton von Ysenburg-Ronneburg ebenfalls auf und verkauft ihn seinem geschätzten Amtmann Gilbrecht von Lauter.
Ein drittes Fachwerkhaus, das im östlichen Hof (heute Gartenland) in Resten seiner Grundmauern zu sehen ist, erwirbt Graf Wolfgang Ernst im 17. Jahrhundert. Dieses Gebäude gehörte ehemals der Familie des Junkers Reiprecht von Büdingen, die es auch erbaut haben mag.
Das sehr altertümlich wirkende Gebäude, das man später das „Lautersche Haus an der Stadtmauer“ nennt, kommt also ursprünglich aus dem Reiprecht von Büdingischen Besitz, einer Familie, die ebenfalls eng mit den alten Herren von Büdingen gesehen werden muss und mit der Familie von Lauter versippt ist.
Quelle: Dr. Walter Nieß: Burgmannenhäuser der Schlossgasse, Büdinger Häuserbuch I. Band, Geschichtswerkstatt Büdingen 2007.