Zu sehen waren die Funde von der Herrgottskapelle aus dem 14. Jahrhundert aus den Jahren 1950, 1953 und 2010. Blickfang waren die beiden kürzlich von W. Muskalla restaurierten Särge aus dem Altarbereich der Kapelle.
Außerdem wurden die von der Inventarisierungsgruppe des Museums bearbeiteten Funde aus dem „Grünen Turm“, dem „Roten Turm“ und dem „Folterturm“ präsentiert. Sie wurden 2003 bei Restaurierungsarbeiten geborgen und zeigen einen Querschnitt durch die Besiedlungsgeschichte der letzten 200 bis 300 Jahre. Besonders interessant waren hierbei die Objekte aus dem „Roten Turm“. Hier wurden unter anderem die Reste einer Sammlung eines Arztes oder Apothekers gefunden, die neben zahlreichen Glasflaschen auch menschliche Schädelpräparate enthielt.
Eine kleine Vitrine ist den Töpfereifunden des 13. Jahrhunderts aus Aulendiebach gewidmet. Die ausgestellten Stücke zeigen das Produktionsspektrum, aber auch zahlreiche Fehlbrände.
Buch zur Ausstellung: Die Herrgottskapelle vor Büdingen - das fast vergessene Heiligtum
Der Büdinger Heimat- und Geschichtsforscher Dr. Walter Nieß geht in seiner Veröffentlichung dem Schicksal der Herrgottskapelle vor Büdingen nach. Diese ist auch heute noch ein Angelpunkt mystischer Betrachtungen. Frau-Holle-Sagen, von denen sich einige bis in unsere Zeit herüber retteten, waren in der Nähe an verschiedenen Wasserstellen, Bäumen oder Felsbrocken festgemacht. Der Herrgottsborn, der seinen Ursprung im Grundwasserstrom des Seementals hat, erfährt durch die Salzablagerungen der durchflossenen Gesteinsschicht eine gewisse Mineralanreicherung und ist schon seit Urzeiten als „Gesundbrunnen“ bekannt. Hier stand die Corporis-Christi-Kapelle oder Herrgottskapelle. Zeit und Umstände ihrer Gründung liegen im Dunklen, schriftliche Nachrichten liegen seit dem Jahre 1376 vor. Es existieren aber Anzeichen dafür, dass diese Anlage schon vor dieser ersten erhaltenen authentischen Urkunde bestanden hat.
1520 begann Amalia Gräfin von Rieneck mit ihrem Sohn Anton von Ysenburg und Büdingen am Gesundbrunnen und der Herrgottskapelle von Büdingen ein Badehaus zu bauen. 1543 ist die Reformation auch in Büdingen angekommen. Der Kirchenschmuck wird nun als störend angesehen und veräußert. Auch der Altar der Sebastians-Bruderschaft mit seinen wertvollen Geräten aus Edelmetall und Textilien fällt dieser Umgestaltung zum Opfer. Doch nur das Edelmetall ist kostendeckend zu verkaufen, Holzfiguren erbringen nichts als den Brennwert. Aber die Sebastians-Bruderschaft hat die Altarfiguren nicht vernichtet, sondern scheinbar „unterm Dach“ verborgen gehalten. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts kommen diese bei den Nachfolgern der Sebastians-Bruderschaft, den Büdinger Schützen, wieder zum Vorschein. Die Kirche wird ab dem Jahre 1565 abgebrochen und das noch brauchbare Baumaterial an die Remigiuskirche und die Marienkirche gebracht. Das Badehaus wird allerdings ab 1573 neu belebt. Die verbliebenen Reste der Corporis-Christi-Kapelle werden erst im Jahre 1950 durch Zufall bei Bauarbeiten freigelegt.
Dr. Walter Nieß veröffentlicht in seinem Buch auch Protokoll und Zeichnungen seines Vaters Peter Nieß zur Grabung in der Ruine der Herrgottskapelle in der Bahnhofstraße, bei der auch Gräber und archäologisch interessante Gegenstände gefunden wurden. Er geht in seinen Ausführungen besonders auf den Bauteil ein, der damals als Entwässerungskanal gedeutet wurde, und beschreibt Mythologie und Geschichte der Durchkriechtunnel, auch in Beziehung zum Wilden Stein in Büdingen. Fotos zeigen die Funde und die Arbeiten an der Grabungsstelle unter der Leitung von Karl Heuson.
52 Seiten, 8 Fotos, 2 Pläne, 7,00 €
Sie erhalten es im Heuson-Museum
oder bei
Joachim Cott, Am Wildenstein 11, 63654 Büdingen
Telefon: 06042 952334 E-Mail: