Fränkisches Frauengrab
Komplette Grabausstattung
Frau in Fränkischer Tracht mit den aufgefundenen Grabbeigaben
Das Fränkische Frauengrab wurde 1988 bei Baggerarbeiten im Kapellenweg in Büdingen-Düdelsheim entdeckt. Ohne Hinzuziehung eines Archäologen wurden die Grabbeigaben geborgen, das Skelett ohne Beigaben fotografiert und anschließend entsorgt. Ob wirklich alle Grabobjekte dabei entdeckt wurden, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Eine Fundmeldung erfolgte erst 2003; die geborgenen Objekte wurden restauriert und dem Heuson-Museum übereignet. Bei dem Grab handelt es sich um die Bestattung einer wohlhabenden Frau, die man auf Grund der Beigaben und Bestandteile ihrer Tracht in die Mitte des 7. Jh. n. Chr. datieren kann.
Bronzedrahtfragmente
Bei den beiden gebogenen Bronzedrahtfragmenten könnte es sich um Reste von einfachen Ohrringen mit vieleckigem Endkopf handeln.
19.2.10/1g
Runde eiserne Scheibenfibel (Gewandnadel)
Scheibenfibel mit einem Durchmesser von 6,5 cm. Die Fibel ist an der Oberseite mit einer Tauschierung (= Verzierung mit Metalleinlagen) aus Silber und Messing sowie fünf halbkugeligen Nietköpfen dekoriert. Das Dekor ist in vier Felder aufgeteilt, in denen jeweils ein stilisiertes Tiermotiv zu sehen ist. Die Nietköpfe sind kreuzförmig angeordnet, der mittlere sitzt auf einer kreisrunden Verzierung. Nur der Nadelhalter hat die Zeit überdauert, die Nadel selbst fehlt. Dafür sind Fragmente des Stoffes erhalten, auf dem die Fibel befestigt war. Getragen wurde sie vermutlich als Verschluss eines Mantels.
19.2.10/1c
Kette
aus 61 Glas-, 2 Amethystperlen und 4 Muschelscheiben Die Kette hat eine Gesamtlänge von 48 cm. Wie die Kettenglieder ursprünglich aufgefädelt waren, ist nicht bekannt. Vermutlich gehört auch noch die nachträglich mit einer Öse versehene Münze dazu.
19.2.10/1a
Armreif und Fingerring
aus Bronze Der schlicht gestaltete, oval geformte Armreif ist unverziert und an einer Seite offen, die Enden sind kolbenförmig verdickt. Der Durchmesser von 7,2 cm mit einer Breite von nur 5,4 cm spricht dafür, dass die Bestattete sehr schmale Hände gehabt haben muss. Der Ring trägt eine ovale, gravierte Schauplatte und hat einen „D“-förmigen Querschnitt. Der Übergang zwischen Ring und Schauplatte ist auf beiden Seiten jeweils mit stilisierten Köpfen verziert.
19.2.10/1e
10-teilige Wadenbindgarnitur
aus versilberter oder verzinnter Bronze
• Zwei große Riemenzungen mit Punzverzierungen,
• zwei kleinere Riemenzungen mit Flechtbanddekor,
• eine kleine Schnalle mit Beschlag und Kreisaugenverzierung,
• ein quadratischer Riemenbeschlag mit Punzverzierung und kreuzförmigem Durchbruch,
• zwei ähnlich verzierte trapezoide Beschläge und
• zwei unverzierte trapezoide Beschläge.
Nach Vergleichen mit anderen Grabfunden kann man davon ausgehen, dass es eine weitere kleine Schnalle und einen zweiten Riemenbeschlag gegeben hat, um identische Garnituren für beide Beine zu haben. Wadenbindgarnituren dienten dazu, Strümpfe bzw. Strumpftücher zu befestigen.
19.2.10/1d (1-10)
Dreilagenkamm
Vier Fragmente eines unverzierten, zweireihigen Dreilagenkamms aus Knochen oder Geweih. Nur eine der ursprünglich aufgenieteten Griffleisten ist erhalten. Der Kamm hatte eine Breite von 4,4 cm.
19.2.10/1i
Gläserner Sturzbecher (Tümmler)
Der Becher konnte unbeschädigt geborgen werden. Er besteht aus grünlich gefärbtem Glas (Waldglas), hat einen Rundboden und einen Mündungsdurchmesser von 10,8 cm. Es handelt sich um ein charakteristisches Glas aus der Völkerwanderungszeit und war ein Luxusartikel.
19.2.10/1k
Kleine Münze
mit einer geringen goldhaltigen Silberlegierung und einem Durchmesser von 13 mm. Sie wurde Mitte des 7. Jh. n. Chr. in Nordgallien geprägt. Bei ihrer Umnutzung als Anhänger wurde sie mit einer Öse versehen. Es könnte sich um eine als Tremissis bezeichnete Goldmünze handeln, die ab dem Ende des 4. Jh. n. Chr. im Römischen Reich als Zahlungsmittel eingeführt und auch in den nachfolgenden Zeitspannen benutzt wurde. Ihr Goldgehalt nahm im Laufe der Jahrhunderte stark ab.
19.2.10/1b
Zwei kleine Bronzebeschläge
Bei einem sind noch Reste von zwei Nieten und Holzfragmente zu erkennen. Es könnte sich bei den Beschlägen um Verzierungen eines Holzgefäßes handeln.
19.2.10/1l
Bronzedrahtfragmente und Bronzeblechstreifen
Zu einem ovalen Ring gebogener Bronzeblechstreifen, vermutlich der Mündungsbeschlag einer Messerscheide.
19.2.10/1h
Literaturhinweise:
Andreas Thiedmann u. Klaus-Peter Decker,
Ein fränkisches Frauengrab in Tutilos Heim. Zu den frühmittelalterlichen Anfängen von Büdingen-Düdelsheim, Wetteraukreis,
in: Archäologische Denkmäler in Hessen 161, 2004.
Andreas Thiedmann,
Das merowingerzeitliche Frauengrab von Düdelsheim am Ostrand der Wetterau. Mit einem Beitrag von David Wigg-Wolf,
in: BüdGbll. 18, 2004/05, S. 491-512.
Büdinger Geschichtsblätter Band 17, 2001
Carsten Schwöbel
War der Glauberg wirklich eine „Wiege der Franken“? – Anmerkungen zur Besiedlungs- und frühen Kirchengeschichte des Büdinger Landes, S. 577-598