Rathausgasse 6, Rathaus
Dr. Walter Nieß:
1958 hat Peter Nieß in den Büdinger Geschichtsblättern (Bd. II, S. 81 ff.) in dem Beitrag „Fünfhundert Jahre Rathaus Büdingen“ beide Büdinger Rathäuser, das „Amtshaus von 1454“ und den „Neubau des Rathauses von 1458“, eingehend gewürdigt, so dass wir uns hier auf kurze Bemerkungen zum Bau der Objekte beschränken wollen.
Zum Rathausbau von 1458 führt Peter Nieß aus, dass Diether I. von Isenburg-Büdingen (W. K. I., Nr. 88, 1400-1461) als Landesherr und damit Mitverantwortlicher des Rathausbaues in Büdingen zu gelten hat. Unter seiner Herrschaft wurde der Bau vollendet. Durch Steinmetzzeichen, vor allem durch die Holzkonstruktionen im Dachverband, lässt sich diese Feststellung beweisen. Die Untersuchung der Steinmetz-zeichen beispielsweise ergab, dass im Erdgeschoss andere Steinmetze am Werke waren als an den Obergeschossfenstern des mächtigen Steingiebels. Ebenso ist aus den Zeichen der Zimmerleute im Dachstock ersichtlich, dass der Steingiebel später aufgestockt wurde. Die große Störungsstelle in den westlichen Jochen des Dachstuhls stimmt genau mit der Ausdehnung der massiven Obergeschosswände überein. Gleichzeitig mit der Aufstockung des Steingiebels wurde auch die Wendeltreppe auf der Ostseite erbaut.
Als ein Kleinod besonderer Art muss die „Alte Kaufhalle“ im Erdgeschoss angesprochen werden, die nahezu unverändert ist. Dass die Holzkonstruktion der „Kaufhalle“ des Rathauses eng verwandt ist mit der Hufeisenempore der Remigiuskirche, sei hier nur am Rande erwähnt. Die Holzbalken des Dachgeschosses des Westbaues der Remigiuskirche haben die gleichen alten Zeichen der Zimmerleute, wie sie im Rathaus, in der Kaufhalle und im Steinernen Haus vorkommen. Auch diese Erkenntnis bestätigt, dass das Rathaus noch unter Diether I. vollendet wurde.
Quelle: Dr. Walter Nieß: Die Büdinger Altstadt, Büdinger Häuserbuch III. Band, Geschichtswerkstatt Büdingen 2009.
Der spätgotische Quaderbau mit Kreuzstockfenstern wurde 1458 errichtet, Treppengiebel und Treppenturm um 1500 angefügt. Ebenfalls um 1500 wurde der Fachwerkaufbau im rückwärtigen Teil erneuert, der die ausgewogenen Formen des "Übergangsstils" mit überkreuzten Streben, durchlaufendem Brustriegel und Viertelkreisfußstreben zeigt. Die Fensterstöcke sind denen des steinernen Unterhaus nachgebildet. Das Erdgeschoß ist eine große Halle,im ersten Stock der Ratssaal, die Geschosse werden jeweils von vier polygonalen Holzstützen getragen.
Quelle: denkmalpflege-hessen.de
Kurzfilm zum Gebäude auf YouTube
Rathaus von 1458 in historischen Ansichten, Quelle: Geschichtswerkstatt Büdingen, u.a. Bildband: Büdingen in historischen Ansichten, 2020
Zeichnungen Quelle: Dr. Walter Nieß
Westansicht
Südansicht
Nordansicht und Querschnitt
Ostansicht
Hängewerk im Hauptbau
Hauptbau, Bund 5
Einbaubund am Steingiebel
Einbaubinder
Ostflügel, Bund 5
Geschosse