Altstadt 12, Haus Kalbfleisch

Peter Nieß 1943/44:
Eine Überraschung in der Altstadt, ein Haus in Traufstellung.
Ursprüngliche Bausubstanz: Im Erdgeschoss an der Straße Laden oder Verkaufsraum, dahinter Werkstatt, dann Kochraum. Darüber nach der Straße zu Wohnzimmer, nach hinten Küche. Alles andere Dachboden, der erst viel später ausgebaut wurde. Ursprünglich war alles Holz kantiges Eichenholz, stark mit Ruß geschwärzt durch ehemalige Vorsorge gegen die Holzschädlinge. Die Fachwerkhäuser wurden ursprünglich abgedichtet und durch wochenlange Schwelfeuer mittels bestimmter Holz- und Laubsorten beräuchert, bis sich auf dem Holz eine Rußschicht gebildet hatte, die Holzschädlinge vom Eindringen in das Bauholz abhalten sollte. Eine Maßnahme, die, wie wir am Erhaltungszustand dieser so geschützten Häuser sehen, auch Erfolg gehabt hat.
Die Giebelbauweise ist im Norden und Süden von innen erkennbar. Es handelt sich um ein sehr altes Haus, das mindestens aus dem 16., wenn nicht gar 15. Jahrhundert, stammen dürfte. Es zeigt verschiedene Ähnlichkeiten mit dem Glanzschen Hause in der Schlossgasse Nr. 17.

Dr. Walter Nieß:
Nach Berichten von alten Bürgern der Altstadt war dies ein zweiherriges Haus, unten habe der Seilermeister Pabst gewohnt und oben der Maurermeister Faßbinder. Die Durchfahrt an der Seite sei früher ein öffentlicher Weg gewesen, der hinten zu einem Plätzchen mit einer Kastanie und einer Rundbank geführt habe, wo die Anwohner abends zu einem Schwätzchen gesessen hätten.

Quelle: Dr. Walter Nieß: Die Büdinger Altstadt, Büdinger Häuserbuch III. Band, Geschichtswerkstatt Büdingen 2009.

Haus Appel / Haus Kalbfleisch, Straßenansicht, historische Aufnahme

 

 

Haus Kalbfleisch, Straßenfront und Nordgiebel